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Jahresbericht zum Storchenbestand 2024  

Dithmarschen Nord 2024

--- Jahresbericht der Storchengebietsbetreuer Rolf Zietz, Linden, sowie Ingo Schallhorn, Hennstedt, für das Betreuungsgebiet Dithmarschen Nord, nördlich der B 203 und bis zur Eider im Norden ---

 

--Zahlen, Daten, und Fakten zum Brutbestand des Weißstorches--

 

Ein abwechslungsreiches und doch sehr interessantes Storchenjahr 2024 liegt nun in wenigen Tagen hinter uns.

Zunächst die überwiegend positiven Meldungen.

Seit 2020 gab es nun schon auch im fünften Jahr hintereinander keinen Bestandseinbruch, was die Anzahl der Horstpaare allgemein (Hpa) und die Zahl der flüggen Jungen anbelangt.

 

 20202021202220232024
Horstpaare allgemein (Hpa)2025252732
flügge Jungstörche2931335755

 

Besonders die hohe Zahl der ausgeflogenen Jungstörche in 2023 und 2024 mit 57 bzw. 55 Jungstörchen ist bemerkenswert. Diese Zahlen versprechen auch in den kommenden Jahren, wenn diese Storchenjahrgänge mit zwei oder drei Jahren geschlechtsreif werden, eine weitere Zunahme des Brutbestandes. Aber nicht nur im nördlichen Dithmarschen wurden in 2023 und 2024 viele junge Adebare geboren. In ganz Dithmarschen lag die absolute Zahl jeweils über 100 Jungstörche, Nachwuchszahlen, wie wir sie in dieser Höhe seit Jahrzehnten nicht verzeichnen konnten.

 

Obwohl im nördlichen Dithmarschen mit rund 80 !!!! Horstangeboten eine wirklich große Anzahl von gut geeigneten Masthorsten vorhanden ist, hält der Trend zur Anlage weiterer Storchenhorste ungebremst weiter an. So wird den künftigen Horstbesitzern schon bei der Beratung und Sichtung des geplanten Standortes immer wieder gesagt, das aus rein Brutbiologischer Sicht eine Neuanlage gut zu überlegen sei. Dennoch wurden alleine schon zur Saison 2024  5 weitere Horststandorte geschaffen, wovon lediglich das neue Mastnest bei Ingo Schallhorn, Hennstedt, erfolgreich besiedelt wurde. Die angebotenen neuen Masthorste in Tielenhemme/Schüttingsdeich, Fedderingen/Mittelstr., St. Annen, Gude, Bütenweg, in Dörpling, Paulsen, Achterumsweg , sowie in Rederstall, Jacobs,Südermoorweg wurden nur gelegentlich von Besuchsstörchen angeflogen. 

 

Die Zukunft wird es zeigen, ob sich das finanzielle Wagnis der neuen Horstbesitzer auf eine Besiedlung durch ein Brutpaar auch erfüllt. Die Möglichkeit einer Besiedlung ist jedenfalls gar nicht so schlecht, da die Neuanlagen auch in Gegenden erfolgten, die den Störchen durchaus zusagen könnten. 

 

Eine Ursache für diese positiven Zahlen dürfte das veränderte Zugverhalten bei den sogenannten Westziehern sein. Die Westzieher, auch Weststörche genannt, überwintern größtenteils schon in Südfrankreich, Spanien, Portugal und Marokko. Dort finden sie auf den großen offenen Müllhalden sowie in Reisfeldern offensichtlich genug Nahrung. Auch die wesentlich kürzere Flugstrecke zum dortigen Winterquartier beträgt auf der Westroute nur ca. 1500  bis 2000 km. 

 

Die sogenannten Ostzieher, -- Oststörche--, ziehen über Südosteuropa, den Nahen Osten in Richtung Ägypten und schließlich den Nil abwärts, und legen dabei Flugstrecken von 7.000  bis 10.000 km zurück. Durch das Ablesen der Vogelwarten Ringe an den Beinen der Störche konnte bewiesen werden, das die Weststörche zum Teil schon mit 2 Jahren erfolgreich brüten können, während die Oststörche in der Regel erst mit vier Jahren zur Brut schreiten. In Dithmarschen Nord konnten von 57 Jungstörchen des Jahrgangs 2023 lediglich 33 Tiere beringt werden, da die Vogelwarte leider nicht genügend Ringe zur Verfügung gestellt hatte.

 

Von diesen 33 Jungstörchen kamen in der Saison 2024 erstaunlicher Weise schon 9  in die Nähe ihrer Geburtsnester zurück. Die nachfolgende Aufstellung vermittelt einen Eindruck zu diesen frühen Rückkehrern, die ja noch nicht geschlechtsreif sein können.

 

Jungstörche 2023 beringt und bereits in 2024 wieder um Brutgebiet

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Ring Nr. 3V892 beringt am 01.06.2023 in Hennstedt-Apeldör

Nachweis am 12.05.2024 in Großenrader Moor 

 

Ring Nr.3V893 beringt am 01.065.2023 in Hennstedt-Apeldör

Nachweis am 21.07.2024 in Hennstedt-Brandmoor

 

Ring Nr. 3V894 beringt am 01.06.2023 in Hennstedt Apeldör

Nachweis am 17.08.2024 nördlich von Rens in Dänemark, hat verheilten Beinbruch links, unter dem Ring, den Storch kann mit dem im Unterschenkel vollkommen verheilten Bruch offensichtlich gut laufen. Der Ring bereitet dem Tier keinerlei Schwierigkeiten, laut schriftlicher Mitteilung aus Dänemark, Hans Skov, Dänemark, von Storkene Danmark

 

Ring Nr. 3V883 beringt am 03.06.2023 in Glüsing

Nachweis am 12.05.2024 in Großenrader Moor , und am 11.06.2024 in der Storchenstation 

--SPS-- , Erfde

 

Ring Nr. 3V 895 beringt am 01.06.2023 in Hennstedt-Apeldör

Nachweis am 18.04.2024 in Tielenhemme, dort sogar schon verpaart, Nachweis am 27.04.2024 in Friedrichsgraben, Nachweis am 30.05.2024 in Christiansholm

 

Ring Nr. 3V896 beringt am 03.06.2023 in Linden-Pahlkrug

Nachweis am01.05.2024 in Breiholz

 

Ring Nr. 3V897 beringt am 03.06.2023 in Linden-Pahlkrug

Nachweis am 11.07.2024 in Linden auf der Hauskoppel von Landwirt Andreas Hinrichs, die Entfernung zum Geburtsnest beträgt nur ca. 1 km Luftlinie!!!!!

 

Ring Nr. 3V898 beringt am 03.06.2023 in Linden-Pahlkrug

Nachweis am 22.04.2024 in Sarzbüttel

 

Ring Nr. 7T226 beringt am 10.06.2023 in Delve

Nachweis am 06.05.2024 in Bernitt/Mecklenburg/Vorpommern

 

Es ist auffällig das 4 !!! Nachkommen aus den Horsten Hennstedt-Apeldör sowie  3 aus Linden-Pahlkrug zum Nachweis kamen. Bei den Elterntieren handelt es sich jeweils um sehr erfahrene Altstörche, die auch regelmäßig sehr früh (Anfang bis Mitte Februar ) im Brutgebiet an ihren Horsten eintrafen.

 

Viele und große Ansammlungen von Nichtbrütern schon ab Anfang Mai, einige Horst-Einzel-Störche sowie Besuchsstörche auf den neu angelegten Horsten.

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Es waren große Anzahlen von Trupps in der Saison 2024 unterwegs, das ging schon Anfang Mai 2024 los, sogar in der Westküsten Marsch bei dem Ort Österdeichstrich, eine Gegend in der normalerweise keine Störche vorkommen.

 

Einen Eindruck vermittelt die nun nachfolgende Aufstellung.:

                             

   Exemplare
102.05.2024Österdeichstrich13
209.05.2024 Glüsinger Weg9
310.05.2024 Glüsinger Weg7
410.05.2024 Hollingstedt25
501.06.2024 Hennstedt/Horst6
608.06.2024 Hövede9
717.06.2024Linden10
807.07. 2024 Immenstedt7
910.07.2024Wrohm-Neuenfähre20
1011.07.2024Norderheistedt4
1111.07.2024Linden10
1210.07.2024  Linden/Hinrichs30
1312.07.2024 Wrohm-Neuenfähre21
1421.07.2024 Westerborstel8
1522.07.2024 Westerborstel /erneut8
1624.07.2024 Hennstedt6
1725.07.2024 Linden/Pahlkrug8
1826.07.2024 Barkenholm9
1929.07.2024 Linden/Pahlkrug12
2030.07.2024 Wrohm-Neuenfähre16
2102.08.2024 Hennstedt5
2204.08.2024 Hennstedt12
2305.08.2024 Glüsinger Weg12
2405.08.2024 Linden/Pahlkrug6
2506.08.2024 Glüsinger Weg12
2611.08.2024 Pahlhorn15
2712.08.2024Linden/Pahlkrug9
2825.08.2024 Hennstedt/Hochfeld14
2928.08.2024 Schwienhusen20
3007.04.2024Tielenhemme6

 

Insgesamt also 30 gemeldete Trupps mit   =  347  Exemplare

 

Es mögen durchaus noch weitere Trupps im nördlichen Dithmarschen unterwegs gewesen sein. Längst nicht alle Trupps werden gemeldet bzw. recht verspätet gemeldet, so das dann leider keine Ringablesungen mehr erfolgen konnten . Auch die Zusammensetzung der Trupps kann durchaus immer mit oft den gleichen Tieren erfolgt sein. Wenn Ablesungen erfolgten, stellte sich oft heraus, das es sich um ein oder 2 jährige Störche handelte, die wohl noch nicht geschlechtsreif waren und durch die Landschaft streiften. Ich unterstelle bei der Anzahl von 347 Exemplare, das es sich wohl (mindestens) um 100 verschiedene Tiere handeln könnte.

Also durchaus ein Potenzial was auf einen Bestandszuwachs  hoffen lässt, nun die Saison 2025 wird es zeigen.

 

Auch Horst Einzelstörche waren einige vorhanden, so in Dellstedt/Torfwerk, Schlichting, und Linden / Glüsinger Weg. Und auf den neu angelegten Horsten in Fedderingen, Dörpling, und Rederstall zeigten sich auch Besuchsstörche, die sogar ab und an mal auf diesen neuen Horsten übernachtet haben.

Auf einigen Straßenlaterne nächtigten oft Störche, die erst bei weit fortgeschrittener Dämmerung  die Lampen als Übernachtungsplatz anflogen. Ich wurde erst darauf aufmerksam, als die großen Kotspuren auf den Radsteigen und die zahlreichen Gewölle, diese Anwesenheit verrieten. Von Pahlkrug in Richtung Glüsinger Weg standen zeitweise auf 3 Masten hintereinander jeden Abend übernachtende Störche. Leider konnte ich wegen der Dunkelheit keine Ringe mehr erkennen bzw. ablesen.

 

War die Anzahl von 55 Jungstörchen in 2024 schon eine Rekordzahl, so wäre es wohl ein absolutes Superjahr geworden. Denn leider  waren auch (mindestens) 18 Abwürfe von Storchenküken zu verzeichnen. Die Abwürfe erfolgten fast ausnahmslos in der 4-wöchigen Trockenzeit im Mai, als es wohl zu Nahrungsengpässen gekommen ist. Gleich 7 Paare, so in Dellstedt/Lange Reihe, Heide-Süderholm,Hennstedt-Hochfeld, Hollingstedt, Tielenhemme, Wrohm-Neuenfähre und Tielenhemme blieben leider ohne Bruterfolg. Gründe waren heftige Kämpfe um die Horste in Hennstedt-Hochfeld und Wrohm-Neuenfähre. In Tielenhemme siedelte ein erst Einjähriger Storch, der ja noch nicht geschlechtsreif sein konnte. Während bei den anderen 4 Horsten die Ursache nicht ermittelt werden konnte.

 

 

Auch tragische Unglücksfälle ereigneten sich leider in 2024.

In Wiemerstedt ertrank -vermutlich- das unberingte, wohl über 20 Jahre alte Brutmännchen in einem Güllebehälter. Ob es tatsächlich das alte Männchen war, wird sich erst ab Anfang  September herausstellen, denn beide Wiemerstedter Altstörche sind unberingt und nur das Männchen überwinterte seit mehreren Jahren am Bruthorst. Sollte also der Horst in Wiemerstedt ab ca. September leer sein, ist es sicher, dass das Schicksal das Männchen ereilt hat. Man hatte als das Fehlen eines Brutstorches bemerkt worden war, zwar noch 3 Eier aus dem Horst entnommen. Doch aus diesen Eiern schlüpften keine Jungen. Die Eier waren vermutlich zu lange unbebrütet gewesen.

 

/////////////////// Nachtrag////////////////////////////////////////////////////////

Wie sich jetzt aber Anfang September herausstellte, ist doch das unberingte Weibchen in Wiemerstedt zu Tode gekommen. Das ebenfalls unberingte Männchen überwintert wieder auf seinem Bruthorst.

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Nach wenigen Tagen bildete sich in Wiemerstedt ein neues, ebenfalls unberingtes Brutpaar, es schritt auch zur Brut, aber Bruterfolg blieb aus ungeklärter Ursache dem neuen Paar leider verwehrt.

 

Einen weiteren Unglücksfall gab es in Linden. Dort flog das bis dahin unberingte Weibchen in eine große Glasscheibe und zog sich eine schwere Gehirnerschütterung zu. Nach einer Erstbehandlung in der Storchenstation Erfde (SPS – Erfde) konnte sie schon am Folgetag wieder freigelassen werden, bei dieser Gelegenheit erhielt die Störchin dann auch gleich einen Vogelwarten Ring. Die Störchin konnte die Flügel normal bewegen, und wies auch sonst keinerlei Verletzungsanzeichen auf. In den nächsten Tagen konnte sie zwar auffliegen, aber gewann dabei keine Flughöhe. Nun war das Brutmännchen alleine für die Betreuung und Nahrungsbeschaffung der 4 Jungstörche zuständig, und musste deshalb zwangsläufig den Horst für die Nahrungssuche recht lange Zeit verlassen.

Doch plötzlich ergab sich eine neue ernstzunehmende Gefahr für die im Horst hockenden Jungen. Ein fremder unberingter Storch landete auf dem Horst. Er hackte ganz energisch auf die Jungen ein, versuchte eines am Flügel zerrend aus dem Horst zu schmeißen und auch ein weiteres Nestgeschwister wurde massiv am Kopf gehackt und gezerrt. Offensichtlich wollte dieser Fremdstorch die Jungen aus dem Horst werfen, und er bekam sogar noch Unterstützung von einem zweiten ebenfalls unberingten Storch der auch noch mit auf den Horst wollte. 

 

Das konnte aber vereitelt werden,  weil Anwohner das Geschehen genau beobachten konnten, und durch in die Hände klatschen direkt unter dem Horst eine Vergrämung der unberingten Fremdstörche  gelang. Da zu diesem Zeitpunkt die ja nun beringte Brutstörchin  immer noch nicht richtig fliegen, konnte, sie war bislang noch kein einziges Mal am Horst erschienen, und die Gefahr, dass das unberingte Fremdpaar die vier Jungen erneut angriff bestand ja auch immer noch. Nach eingehender Aussprache mit den Anwohnern, der Horstbesitzerin, dem Gebietsbetreuer, und dem Leiter der SPS Erfde, kam man zu dem Entschluß alle 4 Jungstörche, die übrigens sehr gut entwickelt waren, auszuhorsten, und diese in die Obhut und weiteren Aufzucht in die SPS Erfde zu geben. Alle 4 Jungstörche haben sich dort prächtig entwickelt, sind zwischenzeitlich sogar schon ausgewildert worden. Sie erfreuen sich nun in freier Natur und können das Storchenleben in

Freiheit verbringen. Nach einigen Tagen erlangte die Störchin wieder ihre volle Flugtauglichkeit. Sie erschien wieder auf dem ihr vertrauten Bruthorst, wo das beringte Brutmännchen auf sie gewartet hatte. Die Lindener Störche blieben ihrem Bruthorst treu, die 4 Jungstörche sind groß und kräftig geworden und mittlerweile in Freiheit.

Alles in allem also eine gelungene Aktion.

 

Ungewöhnlich viele Jungstörche, nämlich 7 an der Zahl (davon 4 aus Linden, wie oben beschrieben) konnten zur Pflege und weiteren Aufzucht in die SPS Erfde überstellt werden.

 

Ein Jungstorch aus Dörpling/Hohenlieth, der Kleinste einer Dreierbrut, des ehemaliegen Senderstorches „ Gustav“, hatte schon erhebliche Stichverletzungen im Rückenbereich, wohl weil die Altvögel ihn herauswerfen wollten, aber das wohl bis dahin noch nicht gelungen war. Deshalb wurde dieser Jungvogel anlässlich der Beringungsaktion ausgehorstedt. 

 

Einen Fall wie ihn Gebietsbetreuer Rolf Zietz (Gebietsbetreuer seit 1979) noch nie erlebt hatte, trug sich an seinem eigenen Horst zu. Zwei Jungstörche wurden Tag auf Tag Anfang Juli flügge, doch  ein Jungstorch flog auch eine Woche später immer noch nicht. Durch ein paar Hammerschläge auf den Betonmast des Horstes wurde er schließlich vom Nest gescheucht. Doch er kam nur 30 m weit und stürzte -Glück für ihn- in den Nachklärteich in unmittelbarer Nähe zum Horstmast. Dort schwamm er dann einige Minuten wie eine Gans, und unter zur Hilfenahme eines Keschers konnte er dann alleine die glitschige schräge Böschung des Nachklärteiches erklimmen. Er wurde anschließend auf die Weide gesetzt, auf der schon seine beiden flüggen Nestgeschwister seit Tagen immer damit beschäftigt waren, die Nahrungssuche zu üben. Dort hielt sich dann der Bruchpilot den ganzen Tag auf, doch am Abend waren dann nur die flüggen Jungen auf dem Horst.

Sollte der Bruchpilot gleich am ersten Tag Opfer eines Fuchses oder Seeadlers geworden sein?? 

Nach längerer Suche fand ich ihn auf einer anderen Koppel an einem Knick stehend. Ich konnte ihn auf geringer Entfernung einige hundert Meter weiter an einen anderen Knick treiben, wo ich ihn in das Strauchwerk des Knickes trieb. Dort konnte er mir dann nicht entkommen, und mittels eines großen Raubfischkeschers konnte ich ihn dann problemlos einfangen. Mit dem Storch unterm Arm musste ich dann noch einen Elektro Weidedrahtzaun überwinden, den Storch aber immer so haltend dass er mir nicht in die Augen stechen konnte.

Aber schließlich war es geschafft. Auch dieser Storch – mit der Ring Nr. 6V000—kam zur Aufzucht in die SPS Erfde. Dort stellte Stephan dann fest, dass sämtliche großen Flugfedern an beiden Armschwingen entweder fehlten oder stark verkümmert waren. Die Ferderkiele an den Armschwingen wuchsen allerdings schon wieder nach. Dieser Jungstorch wird den Winter 2024 /2025 in der Station verbringen müssen. Er kann wenn das Gefieder voll entwickelt ist, im Frühjahr 2025 frei gelassen werden.

 

In Süderheistedt und bei der Neuansiedlung in Wesseln hatten die Störche jeweils ein Gelege von 5 Eiern. Das ein großes Gelege auch viele Jungvögel hervorbringt ist allerdings ein Trugschluß. Von 10 möglichen Jungvögeln wurden letztendlich in beiden Horsten zusammen lediglich 3 flügge, zwei in Süderheistedt, wo die Altstörche gleich 3 Küken aus dem Horst warfen, und in Wesseln blieb der Verbleib der 4 Eier oder ggf. Jungvögel unklar. eine Ursache konnte nicht ermittelt werden.

 

 

 

Die Rettung des Bergenhusener Jungstorches 6V258 am 07.09.2024 in Bergewöhrden

Als die Storchensaison 2024 so gut wie abgeschlossen war, kam es noch zur Rettung eines diesjährigen Jungstorches aus Bergenhusen. Ein Jäger hatte mich informiert, dass ein Storch wie eine Gans im Gras einer Viehweide sitzen würde. Ich fuhr nach Bergewöhrden und fand den offensichtlich ziemlich geschwächten Jungstorch auch sitzend in ca. 30 m Entfernung von der Straße an. Mit einem großem Raubfischkescher näherte ich mich dem Tier, das ziemlich unbeholfen aufstand, aber keinerlei Fluchtversuche unternahm. Jetzt konnte ich auch einen Ring feststellen, und ich ging zur Straße zurück, um mit dem Spektiv die Ring Nummer abzulesen. Es handelte sich um einen diesjährigen Bergenhusener Jungstorch mit der Ring-Nummer DEW 6V258. 

Wenige Minuten nach der Ablesung saß der Storch schon wieder, er hatte keine Fluchtdistanz und man konnte sich ihm auf ca. 10 m nähern bevor er wieder recht schwerfällig aufstand. Ich informierte Stephan Struve von der SPS Erfde, und gemeinsam gelang es uns in relativ kurzer Zeit den Jungstorch einzufangen.

Er war arg geschwächt und wog auch nur 1.600 Gramm. Stephan konnte aber einige Tage später berichten, dass der Storch in der Station gut gefressen

hatte. Er wird voraussichtlich wieder zu Kräften kommen, und im Frühjahr 2025 dann ausgewildert werden können.

 

Eine Überraschung ergab dann die Auswertung der Ring Nummern der Eltertiere.

Bei diesem Jungstorch handelt es sich nämlich um einen Enkel unseres Brutmännchens NLA 4682.

 

Vater NLA 4682 Brutstorch in Linden-Pahlkrug

Sohn DEW 5T858  Brutvogel in Bergenhusen

Enkel DEW 6V258 Nachkomme von 5T858 in Bergenhusen 

 

Wendet man also menschliche Verwandtschaftsverhältnisse an, so ist festzustellen, dass der Jungstorch 6V258 der Enkel des 24 Jahre alten Holländischen Brutstorches NLA 4682 aus Linden-Pahlkrug ist. 

Der Stammbaum des Jungstorches DEW 6V258 war also doch für eine Überraschung gut.

 

 

Ein Kuckucks Kind 
die ungewöhnliche Geschichte des Storchenkükens ““Meggi““

In Hennstedt bei Gebietsbetreuer Ingo Schallhorn, wurde im März 2024 ein neues Mastnest aufgestellt. Der Horst wurde auch relativ schnell noch im März von einem erst zweijährigen Ringstorch besetzt, der auch gleich eine Partnerin fand. Jetzt hatte Hennstedt nach fast 40 Jahren wieder ein Brutpaar im Dorf, und alle Anwohner

bzw. die Dorfbewohner nahmen regen Anteil beim Geschehen rund um den neuen Horst. Es wurde fleißig gebrütet, doch nach 40 Tagen Brutzeit war immer noch kein Fütterungsverhalten festzustellen. Auch nach 45 Tagen tat sich immer noch nichts. 

Dann kam uns eine Schnappsidee. Sollten wir ein befruchtetes Gelege auftreiben können, wollten wir die unbefruchteten Eier dem Horst entnehmen und die befruchteten Eier in den Horst legen. In der SPS Erfde waren zwei Storcheneier in der Brutmaschine. Dieses Gelege war in Meggerdorf von den Altstörchen aufgegeben worden, weil ein Altstorch auch dort in einen Güllebehälter gestürzt war. Aber der dortige Altstorch überlebte die ganze Sache. Da wir den Teleporter ohnehin zur Verfügung hatten zogen wir das Experiment durch.

Die Eier wurden eins zu eins ausgetauscht. Die ganze Aktion dauerte keine zwei Minuten, und an der Nestmulde wurde auch keinerlei Veränderung vorgenommen. Der bis dahin brütende Altstorch stand abwechselnd auf einigen Dächern in Nestnähe und gespannt verfolgten wir, ob und wann er den Horst wieder anfliegen würde. Ca. 15 Minuten nach dem Eiertausch flog er wieder auf den Horst, nestelte in der Nestmulde an den (neuen) Eiern herum, setzte sich dann sofort auf das Gelege und setzte das Brutgeschäft fort. Nach einigen Tagen konnte Ingo dann ganz eindeutig das Fütterungsverhalten feststellen. Da der Horst kameraüberwacht wird, war schon bald ein kleines Storchenküken gut erkennbar, aus dem zweiten Ei kam leider kein Küken. Der Kleine, nach seinem Herkunftsort auf den Namen “Meggi“ getauft wuchs heran, und machte auch einen ganz kecken Eindruck.

Doch das ganz große Happyend blieb der ungewöhnlichen Aktion leider verwehrt. Nach einer Starkregen Nacht konnte die Kamera kein Leben mehr im Horst aufnehmen, das einzige Küken wurde leider ein Regenopfer. Am nächsten Tag wurde das tote Küken aus dem Horst entfernt. Die Aktion hatte aber letztlich doch noch ein positiver Ergebnis gezeigt. Wenn der Bruttrieb noch stark vorhanden ist, ist ein Gelegetausch oder ein Hinzufügen weiterer Eier durchaus möglich.

 

 

Nachfolgend nun die Angaben zu allen 32 Storchenhorsten:

 

 

OrtRing- und Ankunftsdatendaten der AltvögelJungenzahl/AbwürfeBesonderheiten
Barkenholmbeide unberingt, 29.03, und 31.03.2024Hpm 3 / --- 
Dellstedt /Westerstraße6T159 und unberingt 29.03.2024Hpo 2 / 1mit Nesrtkamera
Dellstedt/Lange Reihe 8T026 und DK 1E58 01.04.2024Hpo / 2Neuansiedlung
Dellstedt/Rethbucht 3T488 und unberingt 28.03.2024Hpm 2 / ---beide Ostzieher
Delve1V375 und 1V231 02.03. u.06.03.2024Hpm 2 / 1 
Dörpling-Hohellieth 5X092 und unberingt 26.03.2024Hpm 3 / 11 in die SPS
Fedderingen 9T274 und unberingtHpm 2 / --- 
Glüsing 9X456 Überwinterer und 7X021 am 14.02.2024 Hpm 2 / 1 
Heide/Süderholm 1V283 u.3X865 05.03.u.27.03.2024Hpo / ---1 faules Ei
Hennstedt/Apeldör 3T063 und 3T066  10.02.2024 und 23.02.2024Hpm 2 / 1 
Hennstedt/Hochfeld 3V095 und unberingt   beide am 26.03.2024Hpo / ---Gelege zerstört
Hennstedt/Süderstraße3V879 und unberingt 29.03.2024 und 08.04.2024                                                                      Hpo / ---

Gelege getauscht

Neuansiedlung

Hollingstedt 9T080 und 8T001 Senderstörchin 06.03.2024 und 02.03.2024Hpo / ---

Brutabbruch 

Ursache unklar

Hövede 8T007 und 1V272  09.03.2024 und 10.03.2024            Hpm 3 /---1 in SPS
Lehe bei Lunden1V229 und unberingt 12.03.2024 und 29.03.2024  Hpm 2 / --- 
Linden/Dorf1V366.und unberingt, später dann 6V029 23.02.2024 und 26.02.2024Hpm 4 / ---4 in SPS
Linden-PahlkrugNLA 4682 und unberingt   07.02.2024 und 12.02.2024                  Hpm 3 / 1und 1 in SPS
Pahlen0X027 und unberingt   21.02.2024 und 03.04.2024Hpm 2 / 1mit Nestkamera
Schalkholz9T261 und unberingt     beide am 02.03.2024Hpm 2 / --- 
St. Annen-Österfeld9X994 und unberingt 19.02.2024 und 31.03.2024Hpm 4 / --- 
Stelle-Wittenwurth20.03. und 21.03.2024Hpm 2 / ---1 Abwurf
Stelle/Wagner3V938 und unberingt   14.03.2024 und 18.03.2024Hpm 2 / --- 
Süderheistedt7T283 und unberingt  am 11.03.2024 Hpm 2 / ---3 Küken abgeworfen
Tellingstedt/Töpferei1X055 und unberingt     beide am 04.03.2024Hpm 2 / --- 
Tellingstedt/Weidenstumpf9T244 und 9T426    am 03.03.2024 und 19.03.2024Hpm 2 / ---1 Abwurf
Tielenhemme3V895 und unberingt    beide am 31.03.2024Hpo / ---3V895 eonjährig
Wallen3V099 und unberingt     14.03.2024 und 01.04.2024 Hpm / --- 
Weddingstedt1V335n und unberingt   23.02.2024 und 245.02.2024 Hpm 1 / ---

1 Abwurf

1 in SPS, dort tot

Westerborstel1V389 und unberingt   13.03.2024 und30.03.2024Hpm 2 / --- 
Wesseln2V890 und 3V925    beide am 01.04.2024Hpm 1 / ---

5er Gelege

Neuansiedlung

Wiemerstedtunber. Männchen/Überwinterer//tot??  04.03,24 neues WeibchenHpo / ---

Brutabbruch

Ursache unklar

Wrohm-Neuenfähre7T224 und unberingt    08.03. und 08.04.2024Hpo / ---Gelege bei Kampf zerstört

 

 

Wie in jedem Jahr wurde auch die Ablesung der Storchenringe durchgeführt. Alle beringten Brutstörche konnten zweifelsfrei mit einem bis zu 60-fach vergrößerndem Spektiv identifiziert werden. Große Probleme gab es dabei, um eine unten metallberingte Störchin aus Dänemark. Aber der Hartnäckigkeit der Hobby Fotografin Regine Hasch, Dellstedt, gelang es per Foto den dänischen Ring 1E58 zu identifizieren.

 

Hier nun die Aufstellung der in 2024 abgelesenen Ringe 

Abkürzungen:  Bv= Brutvogel,  Dz= Durchzügler,  Hb1 = Horstbesucher 1

 

Vogelwarte Arnhem/Holland

 

NLA 4682, Bv. beringt 2000 in Holland, ist der älteste Storch in Dithmarschen (24 Jahre alt)

NLA 6E655 Bv

DK 1E58. Bv

SVS 92V03422 Metallring oben, und orange M 422, Dz

 

Ringe der Vogelwarte Helgoland (DEW)

 

0X 027 Pahlen, Bv

1X 055 Tellingstedt, Bv

3X860 Norderheistedt,Bv

3X865 Heide Süderholm, Bv

5X092 Dörpling/Hohenlieth, Bv  (Senderstorch Gustav)

7X021 Glüsing, Bv

9X456 Glüsing, Überwinterer, Bv

9X 994 St. Annen-Österfeld, Bv

 

3T063 Hennstedt/Apeldör,Bv

3T066 Hennstedt/Apeldör, Bv

3T488 Dellstedt-Rethbucht, Bv , vermutlicher Ostzieher

 

6T159 Dellstedt/Westerstr., Bv

 

7T224 Wrohm Neuenfähre, Bv

 

8T001 Hollingstedt/Dithm, Bv, Senderstörchin

8T007 Hövede, Bv

8T026 Dellstedt, Lange Reihe, Bv

 

9T080 Hollingstedt, Bv

9T261 Schalkholz, Bv

9T244 Tellingstedt/Weidenstumpf, Bv

9T272 Stelle-Wittenwurth, Pflegeheim,Bv

9T274 Fedderingen, Bv

9T426 Tellingstedt/Weidenstumpf. Bv

 

1V229 Lehe, Bv

1V231 Delve, Bv

1V272 Hövede, Bv

1V283 Süderheistedt, Bv

1V327 Fedderingen, Bv

1V335 Weddingstedt, Bv

1V366 Linden/Dorf, Bv

1V375 Delve, Bv

1V389 Westerborstel, Bv

 

2V890 Wesseln, Bv,, in Kleve, Dz

 

3V051 Tellingstedt/Töpferei,Hb 1

3V095 Hennstedt/Hochfeld, Bv

3V099 Wallen, Bv

3V161 Hennstedt, Dz, Fotoablesung Ingo Schallhorn

3V808 Linden/Dorf, Dz

3V834 Tellingstedt,Husumer Str., Dz, Foto Rolf Zietz

3V841 Dörpling/Hohenlieth, Hb1

3V879 Hennstedt,Bv

3V883 Linden, Glüsinger Weg, Dz

3V893 Hennstedt, Brandmoor,Dz

3V895 Wesseln, Bv

3V897 Linden, Weide bei Andreas Hinrichs, Dz ist einjährig

3V923 Glüsing/Strunck, Hb13

3V925 Wesseln, Bv

3V938 Stelle, Bv

 

3V994 Hennstedt-Horst, Hb1, Dz

5V022 Linden-Pahlkrug, Dz

5V023 Linden-Pahlkrug, Dz

5V346 Hennstedt/Brandmoor, Dz

 

6V029 Linden, Brandmoor, Brutstörchin aus Linden-Dorf, bei Auswilderung beringt, Bv

 

 

 

Danksagung:

 

Mit großem organisatorischem Aufwand ist es in der Saison 2024 gelungen alle 55 Jungstörche mit Ringen der Vogelwarte Helgoland zu versehen.

Ich bedanke mich deshalb ganz herzlich bei Frank Zyweck, Vaale, der seinen Hubsteiger für diverse Reinigungsarbeiten und diversen Beringungen zur Verfügung stellte.

Auch Jochen Schröder, Großenrade, der diesen Hubsteiger immer fachgerecht bediente gilt mein großes Dankeschön. Etliche Einsätze konnten wir als Sammelaktion – mitunter 9 Einsätze spontan an einem Nachmittag, durchführen.

Die Firmen Max Schallhorn, Zimmerei, in Kleve und die Dachdeckerei Thorsten Eggers, Barkenholm setzten ganz spontan ihre Hubsteiger bei den Beringungsaktionen ein. Die Firma Thies Schlüter, Stelle, war ebenso mit dem Hubsteiger zur Stelle, als es galt erstmalig in Stelle eine Storchenbrut zu beringen.

In Westerborstel bot sich nach der Erstbesiedlung des dortigen Mastnestes im Jahre 2023 spontan der Anwohner Juergen Kühl-Gudewehr an, aktiv einige Einsätze in der Storchenschutzarbeit zu übernehmen. Mit seinem Teleporter hat er die Reinigungsarbeiten an den Horsten in Westerborstel, Tellingstedt/Weidenstumpf, Schalkholz-Krim und Pahlkrug übernommen, ebenso die Beringungseinsätze in Westerborstel und Tellingstedt/Weidenstumpf. Ich bedanke mich deshalb ganz herzlich bei Juergen Kühl-Gudewehr für die immer spontane Mithilfe.

Ein dickes Dankeschön auch an den Mitarbeiter Peter Scheldorf, vom Bauhof der Gemeinde Pahlen. Er reinigt den Horst beim Schwimmbad in Pahlen schon seit Jahren.

Ein weiterer Dank geht an die Angelvereine Pahlen-Dörpling, Tielenhemme und Wrohm. Diese Vereine stellen den Fang an Friedfischen einigen Horstbesitzern zur Verfügung, damit bei Nahrungsengpässen zugefüttert werden kann. Große Mengen des Fanges gehen auch immer an die Storchenstation in Erfde, für die Fütterung  der Pflegestörche und der zahlreichen Pfleglinge die den Winter in der Station verbringen müssen, bevor sie im

zeitigen Frühjahr dann ausgewildert werden können.

 

Der Firma Elektro Schallhorn, Inhaber Ingo Schallhorn, gebürt ein dickes Dankeschön. Anläßlich des 50-jährigen Firmenjubiläums spendete Ingo Schallhorn den Erlös aus Speisen und Getränkeverkauf mit je 1100 Euro sowohl für den Storchenschutz als auch an die Wildtierrettung Hennstedt.

Eine sehr großzügige Geste im Sinne des Natur und Artenschutzes.

Den vielen Horstbesitzern sowie Anwohnern in der Nähe der Horste sage ich ebenfalls Danke für die vielen Information, die sie mir im Laufe der Saison zukommen ließen.

Ich hoffe nun, keinen vergessen zu haben, und wenn doch lasst es mich bitte wissen.

 

Rolf Zietz

Ehrenamtlicher Weißstorch Gebietsbetreuer

der AG Storchenschutz im NABU Schleswig Holstein.

 

Telefon: 04836/549

Handy:   0160/983 75 799

Mail: rolf.zietz1@ gmx.de

 

Bericht geschrieben am 16.08.2024  und ergänzt am 19.09.2024 wegen des Fanges

eines Jungstorches (DEW 6V258)  am 07.09.2024 in Bergewöhrden. Sowie noch um

eine Ergänzung zu den zahlreichen Storchentrupps und der Horst -Einzelstörche (HE)